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Auf schleimigen Spuren

2023-01-13 | Corporate

Zugegeben, es gibt Stoffe, die weniger eklig sind, trotzdem gehört er in der Natur zu den Superstars – der Schleim. Weil man sich vom Alleskönner etwas abschauen will, wird er genauestens untersucht – natürlich mit Anton Paar-Instrumenten.

In seiner Komplexität und biologischen Bedeutung wird Schleim häufig unterschätzt. Das mag daran liegen, dass die gallertartige Flüssigkeit als Material und Phänomen schwer greifbar und sichtbar oder schlichtweg extrem eklig ist. Dabei tritt Schleim in der Natur in unzähligen Varianten mit einer Vielzahl an Funktionen auf: als Gleitmittel, als Klebstoff, als selektiv durchlässige Barriere, als Abwehr- und Jagdmittel.

Schleimaalsekret als Chance in der Wissenschaft
Seit über 300 Millionen Jahren lebt der Schleimaal in unseren Meeren. Das schlangenförmige Tier hat weder Knochen noch Kiefer, nur ein rundes Maul mit spitzen Raspelzähnen. Und er hat eine Vorliebe für Aas, das sich auf dem Meeresgrund ansammelt. Doch man sollte dieses urtümliche Wesen nicht unterschätzen, denn in Sekundenschnelle kann es ein Super-Hydrogel produzieren. Sobald ein Schleimaal von einem Feind angegriffen wird, stößt er über Poren ein in speziellen Drüsen produziertes Sekret aus, das innerhalb von Sekundenbruchteilen geliert. Dieses Sekret vermag Unmengen von Wasser zu binden, wodurch sich ein durchsichtiger, zäher und klebriger Schleim bildet. Der Schleimaal entkommt, während das angreifende Tier mit dem Erstickungstod ringt.

Ein Forschungsteam der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich hat dieses Sekret unter anderem mit Anton Paar-Scherrheometern untersucht. Bislang weiß man bereits, dass der Schleim aus nahezu 100 % Wasser besteht und gerade mal 0,004 % „Geliermittel“ enthält, der Effekt ist also über 200 Mal stärker als bei herkömmlicher tierischer Gelatine. Winzige Mengen des Schleimaalsekrets reichen für hektoliterweise Flüssigkeit.

Natürliche Alternative
Die meisten herkömmlichen Gele sind erdölbasiert – und dadurch schwer biologisch abbaubar. Das Sekret des Schleimaals dagegen enthält keine umweltschädlichen Substanzen. Die einzige Herausforderung liegt darin, das Gel dauerhaft stabil zu halten. Gelingt das, winkt dem Schleimaalsekret eine große Karriere. Die Zugabe von Schleim könnte Autoreifen, Stents oder künstliche Gallenblasen langlebiger machen. Die Saugfähigkeit von Babywindeln ließe sich optimieren und auch Landwirte könnten profitieren: Bei der klassischen Berieselungstechnik verdunstet sehr viel Wasser über den Feldern. Läge die Feuchtigkeit als Schleim vor, wäre sie besser geschützt und könnte sparsamer abgegeben werden.