2022: Jahr des Glases

2022-10-18 | Corporate

Sechzehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten momentan in der Glasfertigung der Anton Paar GmbH, davon auch ein Lehrling. Insgesamt fertigen sie ca. 14.000 hochpräzise Glasmesszellen pro Jahr.
Doch das war nicht immer so. Vor etwa 20 Jahren noch kaufte Anton Paar die benötigten Glasteile für die Messinstrumente extern zu. Im Zuge einer Preiserhöhung seitens des Lieferanten wurde der Anspruch an Unabhängigkeit immer größer und so arbeitete ab 2002 erstmals ein Glasbläser bei Anton Paar und man begann mit der Etablierung einer eigenen Glasfertigung im Unternehmen. 
„Das Herzstück unserer wichtigsten Produktlinie, die Biegeschwinger in den Dichtemessgeräten, werden aus Glas gefertigt, daher wollten wir uns von externen Zulieferern unabhängig machen“, erklärt Gerhard Murer, zu dessen Produktbereich die Glasfertigung zum Zeitpunkt der Gründung gehörte. Dieser sogenannte Biegeschwinger ist ein u-förmig gebogenes Glasröhrchen, mit dem in digitalen Dichtemessgeräten über Schwingung die Dichte der Probenflüssigkeit gemessen wird. Als einer der ersten Mitarbeiter der Glasfertigung wurde 2005 Thomas Hillebrand eingestellt, der dort auch heute noch tätig ist. Er ist Glasbläser und Glasinstrumentenerzeuger und er ist es gewohnt, industriell Glas zu fertigen. Dennoch war es anfangs für ihn eine Herausforderung, Biegeschwinger herzustellen. „Es hat mehrere Monate gedauert, bis ich den ersten funktionsfähigen Biegeschwinger fertigen konnte. Wir sprechen hier von Glaswänden mit einer Dicke von nur 0,2 mm“, erzählt Thomas Hillebrand von seiner Anfangszeit bei Anton Paar. Oberste Priorität war es, Stabilität in die Serienfertigung zu bringen und Fertigungsmaschinen und -vorrichtungen zu verbessern.

Von der Einzelherausforderung zur Serienfertigung
Einige Jahre wurden Erfahrungen gesammelt, dann kam auch die Routine in die Glasfertigung: Klare Strukturen und Prozesse sind das eine Erfolgsgeheimnis, die handelnden Personen das zweite. „Wichtig war und ist die Spezialisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf bestimmte Arbeitsschritte am Produkt, denn wir führen beinahe alle Fertigungsschritte hier durch, von Lagerung und Zuschnitt der Rohmaterialien über Bearbeitung und Beschichtung des Glases bis hin zur Qualitätsprüfung“, erklärt Christian Krispel. Er ist seit 2007 Leiter der Glasfertigung. Über die Jahre ist der Bereich sukzessive gewachsen und auch die Aufgaben wurden vielfältiger: Wurden früher nur einige wenige Produktgruppen gefertigt, so gibt es heute viel mehr Biegeschwingervarianten und auch für andere Produktbereiche werden verschiedenste Glaskomponenten hergestellt. Der schwierigste Teil? „Der Schwinger für das Dichtemessgerät DMA 5001 sticht auf jeden Fall heraus, da seine Herstellung mit 35 Arbeitsschritten verbunden ist“, erklärt Thomas Hillebrand. Die Herstellung dieses speziellen Schwingers dauert in etwa drei Wochen.

Höchste Präzision
Mit Christian Krispel kam auch die Lehrlingsausbildung in die Glasfertigung von Anton Paar: Seit 2007 werden dort Glasinstrumentenerzeugerinnen und Glasinstrumentenerzeuger ausgebildet. „Es gibt kaum Fachkräfte aus diesem Bereich auf dem Arbeitsmarkt, daher haben wir uns entschieden, auf interne zukünftige Expertinnen und Experten zu setzen und selbst auszubilden“, erklärt Christian Krispel. 
Der Lehrberuf ist mittlerweile sehr selten und nur noch wenige Firmen in Österreich bilden dazu aus.

Wenn eine Sache die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Glasfertigung ausmacht, dann ist es ihre genau Arbeitsweise. „Glas verzeiht nur wenig, deshalb braucht es hohes Qualitätsbewusstsein, handwerkliches Geschick, Konzentrationsfähigkeit und Belastbarkeit, wenn man in der Glasfertigung arbeiten möchte“, erklärt Thomas Hillebrand. Im Moment werden wieder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Bereich gesucht.

 

Anton Paar produziert nicht nur Glasteile, sondern beschäftigt sich auch mit der Charakterisierung von Glas. Diese Anton Paar-Messgeräte kommen dabei zum Einsatz:

MCR und CTD 1000
Durch das Zusammenspiel eines Rheometers (MCR-Serie) mit einer Konvektionsheizkammer (CTD 1000) kann Glas auf bis zu 1.000 °C erhitzt werden. Dies ermöglicht die rheologische Charakterisierung von Glasschmelzen. Glasproben mit höherer Schmelztemperatur können durch die sogenannte dynamisch-mechanische Analyse im festen Zustand analysiert werden. Dadurch kann ermittelt werden, wie widerstandsfähig das Glas ist oder wie und bei welcher Temperatur es erweicht.

FRS
Mit den Hochtemperatur-Rheometern (Furnace Rheometer System) von Anton Paar kann Glas im flüssigen Zustand bei bis zu 1.730 °C charakterisiert werden. Dabei werden rheologische Größen wie unter anderem die Viskosität von geschmolzenem Glas ermittelt. Diese hat einen großen Einfluss bei der Glasverarbeitung. Ist die Glasschmelze bei der Verarbeitung zum Beispiel zu hochviskos (zäh), können Gaseinschlüsse nicht entfernt werden und das fertige Produkt enthält Blasen.